Samstag, 10. September 2011

Land & Leute: Popen, Pötte, Presse und Paläste

Natürlich gibt es hier lecker zu essen und zu trinken. Ich hab zum Beispiel immer noch nicht verstanden, warum das erste Kapitel von "Eat Pray Love" nicht auf Kreta spielt sondern in Italien. Und das dritte Kapitel würde auch genau so gut hierher passen. Das Kulinarische aber überlasse ich weitgehend Jan, der sich darum kümmern wird, sobald er seine Fotomassen sortiert hat. gestrenb jedenfalls haben uns unser Gastgeber Kerstin und Christos, die bei Aldemar Hotels & Spa Social Media und Sales Mitteleuropa verantworten, auf eine Jeepsafari mitgenommen um Land und Leute kennenzulernen.
Der erste Stop war Papa Giorgos mit seinen beiden Kirche: der kleinen aus dem 19. Jahrhundert von der Größe eines etwas überdimensionierten Wohnzimmers voller Fresken und Heiligenbildern und der direkt danebenliegenden großen und brandneuen, die die Masse der lokalen Besucher auch an Weihnachten und Ostern zu fassen vermag. Wer katholischen Ritus und Kirchen-Innenarchitektur gegenüber dem protestantischen pompös oder beeindruckend findet, der kann in orthodoxen Kirchen noch einmal eine Überhöhung davon finden. Spannend fand ich zum Beispiel zu erfahren, dass es, wie im Jerusalemer Tempel, einen Bereich gibt, den nur der Priester betreten darf und in dem zum Beispiel die Wandlung stattfindet. Statt Hostien wird beim Abendmahl übrigens Rotwein löffelweise gereicht udn die Stationen in dieser Skaristei sind der Geburtsgrotte und dem Grab Jesu äquivalent zu sehen. Ich hab dann Papa Gerorgios etwas interviewt und erfahren, dass man in Griechenland schon mit Abschluss eines besonderen Gymnasiums Priester werden kann: Sein Sohn ist 18 und folgt ihm schon auf den Spuren - wenn er nicht bei uns im Hotel im Service arbeitet. Nur um Religion zu unterrichten muss man Theologie studieren. Heiraten dürfen orthodoxe Priester übrigens auch. ;) (Nur wer weiter in der Kirchenhierarchie aufsteigen will als bis zum 'Regionalchef' muss ledig bleiben.)
Kirchensteuer ist in Griechenland weitestgehend unbekannt. Gemeinde und Priester werden komplett aus Spenden finanziert und ein Handwerker legt auch schon mal persönlich Hand an, anstatt Geld zu spenden. Kirchenaustritte per se verzeichnet man auch nicht. Warum sollte man auch austreten? Insgesamt kommt mir das alles deutlich "graswurzliger" und lebensnäher vor als die organisierte Religion in Deutschland.

Kritika ceramica von Andreas Dorgjomanolakis war unsere nächste Station. wenn man auf seinen Hof kommt stehen da hunderte von riesigen Vasen und Amphoren und man fragt sich, ob hier die Industrialisierung Einzug gehalten hat. Aber man betritt dann eine Handwerker Manufaktur wo zwei Töpfer maximal 30 Vasen pro Tag produzieren und für 35 Euro das Stück an den Athener Großhandel verkaufen. Natürlich wird der Ton vom elektromotor gemixt und zu großen würsten geformt, aber schon die Töpferschebe wird mit Muskelkraft betrieben. "Hightech" ist auch der riesige Gas-Brennofen, der fast so groß ist, wie Papa Giogros' Kapelle und Temperaturen über 1000 Grad erzeugt.
Das coole war, dass Andreas und nicht nur einen hervorragenden kretischen Raki (hier kein Anisschnaps sondern eher ein Grappa) und Wassermelone servierte sondern auch noch für jeden eine personalisierte Müslischale getöpfert hatte. (Ursprünglich wollte er uns übrigens einen 'kleinen' etwa 7 Kilo schweren Balkonübertopf schenken.)

Und etwas Spaß hatte wir dann auch noch, als Stefan sagte "Jan, wenn du in einen Topf steigst, geb ich dafür den Rest meines Akkus."


So was hat natürlich einen Dominoeffekt:




Dass Journalisten anderswo jede Menge gelten merkten wir bei einem Zwischenstopp. als die Kioskbesitzerin Christos fragte, wer wir denn  seien - wir waren ja alle mit unseren blogginGreece-Shirts 'gebrandet', und er sagte, wir seien Journalisten, die über Kreta schrieben, schob sie dem verdutzen Ludwig, der den griechischen Dialog ja nicht verstanden hatte, sein Geld für zwei Cola wieder hin. Wir waren dann auch zu einer Runde Frappee (Instantkaffee mit Milch aufgeschäumt mit Eis, lecker bei diesen Temperaturen) eingeladen.
Nach einem Abstecher zur Lassithi Hochebene - sozusagen der Reichenau Kretas, hier kommt ein Groteil des Gemüses für die Touristen her- und einem Lunch in der Taverna "Kalyva" (Maila) direkt zwischen Strand und einer Minoischen Palastruine, ießen wir den Tag (bis zum Dinner ;) ) am Potamos Beach ausklingen. (Foto Ludwig Gatzke)


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